Seit etwa zwei Jahren sind klassische Leuchtstoffröhren EU-weit verboten. Der Umstieg auf LEDs war notwendig – nicht nur des Gesetzes willen, sondern aus ökologischer Perspektive. Doch er bringt in der Zahnmedizin eine neue Herausforderung mit sich: Unter reiner LED-Beleuchtung lässt sich die Fluoreszenz keramischer Materialien nicht mehr wie gewohnt beurteilen.
Die großen Fluoreszenz-Irrtümer
Fluoreszenz wird in der Zahntechnik oft überschätzt und ihr werden allerlei „magische“ Eigenschaften zugesprochen. Da ist zunächst der Glaube, Fluoreszenz verleihe Zähnen eine „vitale“ Erscheinung im Tageslicht. Das ist schlichtweg falsch. Die natürliche Wirkung basiert hauptsächlich auf Lichtstreuung, nicht auf Fluoreszenz. Genauso falsch ist die Annahme, Fluoreszenz stabilisiere die Helligkeit keramischer Restaurationen. Auch hier ist die Lichtstreuung der entscheidende Faktor.
ZTM Sascha Hein beschreibt in einem seiner Artikel: Natürliche Zähne zeigen bis zu fünf verschiedene Arten von Fluoreszenzen. Die bekannteste ist die UV-induzierte Fluoreszenz unter Schwarzlicht. Aber – und das ist wichtig – seit dem EU-Verbot von Leuchtstoffröhren im August 2023 hat sich etwas Entscheidendes geändert.
Die neue Fluoreszenz-Realität
Fluoreszierende Keramikmassen enthalten spezielle Pigmente, die durch kurzwelliges Licht im UV-A-Bereich (320-400 nm) zum Leuchten gebracht werden. Klassische Leuchtstoffröhren haben diesen UV-A-Anteil mit abgestrahlt. Standard-LED-Lichtquellen enthalten dagegen keinen relevanten UV-A-Anteil. Und ohne UV-A-Strahlung ist die Fluoreszenz nicht sichtbar. Das keramische Werkstück wirkt matt, obwohl die Fluoreszenz-Pigmente da sind. LEDs mit 405 nm Emission erzeugen zwar eine bläulich-grüne Fluoreszenz in natürlichen Zähnen, aber unsere Keramiken bleiben „stumm“.
Was bedeutet das für Ihren Alltag?
Das LED-Problem ist real, aber lösbar.
- Dentalspezifische Arbeitsplatzbeleuchtung für präzise Farbbeurteilung wählen
- Spezielle UV/Blau-Kontrolllampen für Fluoreszenz-Checks
- Lichtmischungen entsprechend dem Tageslicht einsetzen
Tipp: ZTM Sascha Hein widmet sich in seinen Arbeiten umfassend dem Thema „Zahnfarbe“; es lohnt sich, seine Publikationen zu lesen.
Quelle: Hein/Westland, „Die Wissenschaft hinter der Zahnfarbe“, Quintessenz Zahntechnik 2025